Die Senioren-Tagesstätte die einfach gut tut

2011 wurde neben dem Pflegezentrum Schwarzenburg die Tagesstätte eröffnet. An mehreren Tagen in der Woche finden sich dort ältere Menschen aus dem Schwarzenburgerland, um gemeinsam Zeit zu verbringen, zu «dorfen», sich zu bewegen, den einen oder andern Jass zu klopfen, das Gedächtnis zu trainieren oder auch einfach die Seele baumeln zu lassen.

«Wir wollen den Menschen das anbieten, was für sie passt und ihnen gut tut.»

Annemarie Huber

Am Morgen ankommen

Allmählich treffen an diesem Montagmorgen die Besucher der Tagesstätte ein, zu Fuss, mit dem SRK-Fahrdienst oder hergeführt durch Angehörige und Nachbarn. Man spürt es: Die Räume sind ihnen vertraut, auch das fröhliche «Guete Morge!», das ihnen entgegenschallt. Annemarie Huber, seit einigen Monaten mit der Leitung der Tagesstätte betraut, und ihre Mitarbeiterin begrüssen die heutigen Gäste wie alte Bekannte. Frau Bucher, eine freiwillige Helferin, gesellt sich dazu und im kleinen Kreis wird erstmal Platz genommen: Einer vertieft sich gleich in eine Zeitung, andere tauschen Meinungen aus zum Wetter oder hängen ihren Gedanken nach, träfe Sprüche zeugen von Witz und wachem Geist. Die Gäste nehmen sich alle Zeit, «anzukommen».

«Die Hemmschwelle, eine solche Einrichtung zu nutzen, ist hier viel grösser als in städtischen Gebieten.»

Annemarie Huber

Spazieren, Sport, Spiel, Gedächtnistraining - einfach das, was gut tut

Während sich der eine Gast bald einmal mit einer Mitarbeiterin zu einem Spaziergang verabschiedet, bilden die andern einen neuen Kreis: Ein Ballon wird aufgeblasen, Sport ist angesagt. «Das hat sich am Montagmorgen so etabliert. Gemeinsam arbeiten wir auf spielerische Weise vor allem an der Feinmotorik, an der Koordination, aber auch ganz allgemein an der Beweglichkeit. Wenn man dran bleibt, dann bringt das im Alltag tatsächlich sehr viel und deshalb gehören diese Übungen zum festen Ablauf», unterstreicht Annemarie Huber, die ansonsten sehr darauf bedacht ist, flexibel auf die jeweiligen Bedürfnisse und Wünsche der Gäste einzugehen. «Am Montag haben wir auch Gäste, die gerne Karten spielen, spazieren gehen oder Gedächtnisübungen machen. Oder wir singen, ganz nach Lust und Laune. Wir wollen den Menschen das anbieten, was für sie passt und ihnen gut tut. Sie selbst bringen unglaubliche Ressourcen mit.»

Der Bahnhofsvorstand, der Bauer und der Fenstermacher: Viel Lebens- und Berufserfahrung versammelt sich zum Jass.

Jeder und jedem sein Ding

Den Gästen bewusst zu machen, was sie selbst alles können, was alles möglich ist für sie und das zu stärken sieht Annemarie Huber als eine der wichtigsten Aufgaben der Tagesstätte an. «Wir wollen unseren Tagesgästen einen spannenden Tag bieten, sie etwas herausfordern, aber eben auch fördern. Und wir wollen Platz und Raum geben für verschiedenste Menschen, für unterschiedlichste Persönlichkeiten, aus unterschiedlichsten Lebensumständen.» So hätten sie Gäste, die einfach Abwechslung in ihrem Alltag suchten oder etwas Gesellschaft, eine Art Stammtisch. Andere wiederum möchten pflegende Angehörige entlasten, indem sie sich an einem oder mehreren Tagen in der Woche in die Obhut der Tagesstätte begeben. Und wiederum andere lebten vielleicht zu zweit und möchten sich am Abend wieder einmal etwas zu erzählen haben, nachdem jedes seinen eigenen Tag erlebt hat. «Viele Dinge», so hat die Aktivierungsfachfrau HF in ihren Berufsjahren erfahren können, «werden oft erst möglich, wenn man sich zwischendurch etwas von zuhause lösen kann.» Noch gibt es bei der Belegung der Tagesstätte Luft nach oben: «Die Hemmschwelle, eine solche Einrichtung zu nutzen, ist hier viel grösser als in städtischen Gebieten», bedauert Annemarie Huber. «Bei potenziellen Gästen kursieren falsche Vorstellungen über unsern Tagesablauf, und pflegende Angehörige auf dem Land haben rasch einmal ein schlechtes Gewissen, wenn sie zusätzliche Unterstützung in Anspruch nehmen, bevor sie gänzlich am Anschlag sind.»

«Bei potenziellen Gästen kursieren falsche Vorstellungen über unsern Tagesablauf, und pflegende Angehörige auf dem Land haben rasch einmal ein schlechtes Gewissen, wenn sie zusätzliche Unterstützung in Anspruch nehmen, bevor sie gänzlich am Anschlag sind.»

Annemarie Huber

Das individuelle Programmangebot

«Ob jemand täglich zu uns kommen möchte oder nur an einem, spielt keine Rolle», unterstreicht Annemarie Huber. Die Tagesstätte kenne kaum Einschränkungen und könne ein recht grosses Spektrum an Möglichkeiten anbieten. «Auch Gäste im Rollstuhl sind willkommen, mit Rollator sowieso, das ist kein Problem, ebenso wenig Erkrankungen wie Demenz. Gerade bei Menschen mit Demenz ist es wichtig, dass sie angenehme Reize wie Gruppenspiele oder gemeinsames Singen erleben.» Da immer zwei Betreuungspersonen anwesend sind, könnten sie sich bei Bedarf aufteilen und individuelle Programme bieten. «Wi treffen uns mit möglichen Gästen und Angehörigen jeweils vorgängig hier vor Ort, ich erläutere ihnen alles, kläre Erwartungen ab usw., und wenn dann alle Beteiligten ein gutes Gefühl haben, verabreden wir uns zu einem Probetag. Erst dann entscheiden wir gemeinsam, ob sich Angebot und Erwartungen in Einklang bringen lassen.»

 

Fotos: Werner Wyss
Text: ComTex / Altersnetzwerk Gantrisch